75 JAHRE HANDBALL

von Mannfred Hallmann

Erfolgsgeschichte begann nach der Gründung 1946

Als sich einige Handballer kurz nach dem Krieg trafen und am 1. Mai 1946 die Handballabteilung im VfL Wittingen gründete, konnte niemand ahnen, was das für eine Erfolgsgeschichte werden würde.

Zwar wurde seit 1923 in Wittingen bereits Handball gespielt, allerdings noch nicht im geordneten Spielbetrieb. Namen wie Tarrach, Sauer, Gottesleben, Jabelmann, Arndt, Freese und Kahrens tauchten auf einem Mannschaftsfoto auf. Der Feldhandball erlebte bei der Olympiade 1936 den ersten Höhepunkt. Dabei war auch der zu dieser Zeit noch in Bremen lebende Hermann Rottmann.

Nach dem zweiten Weltkrieg nahm der Handball gewaltig Fahrt auf. Im Frühjahr 1946 hing im Fischgeschäft Büchel in der Lange Straße 56 ein Schild „Handballspieler hier melden“. So trafen sich einige Handballer, an der Spitze mit Hugo Nekat, Fritz Jabelmann, Willi Büchel und Günther Krapp, unter großen Schwierigkeiten, bedingt durch besondere Bestimmungen und Ausgangssperren der Besatzungsmächte, im Hause Kaisers-Eck und legte den Grundstein der Handballabteilung in Wittingen.

Neben der ersten Herrenmannschaft begann Trainer Paul Jübermann mit einer Knabenmannschaft, aus der sich später erfolgreiche Herrenspieler entwickelten. Aber auch eine A-Jugendmannschaft konnte in den ersten Jahren nach dem Krieg ebenfalls Erfolge als Kreismeister (1947) und Bezirksmeister (1948) vermelden.

Außerdem hatten sich die Frauen im VfL formiert und gewannen 1950 den Bezirkspokal. In den nächsten Jahren gab es an der Spitze des Vereins Veränderungen. Nach Hugo Nekat folgte 1949 Hinnerk Wähling als Vorsitzender und ab 1952 übernahm Fritz Jabelmann das Ruder.

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Mit Hermann Rottmann kam neuer Schwung

Als dann Hermann Rottmann 1956 den Vorsitz übernahm, sollte es noch einen Schub im Leistungsbereich geben. Die VfL-Teams platzierten sich in den Bezirksligen oben und waren auch auf Landesebene erfolgreich. So wurde die A-Jugend 1956 Niedersachsen-Bestmannschaft. Die erste Herren klopfte 1958 an die Tür zur Oberliga, scheiterte aber knapp. Doch zwei Jahre später gelang dem Team von Erfolgstrainer Walter Gries erstmals der Sprung in die höchste Liga. Dabei gab es große Duelle mit den damals führenden Teams VfL Wolfsburg, MTV Celle, Polizei und Eintracht Hildesheim sowie Eintracht Brauschweig und TSV Hainholz 87, um nur einige Gegner zu nennen. Allerdings mussten alle Punktspiele auswärts ausgetragen werden, denn die Wittinger Halle war zu klein. Auf dem Großfeld gab es aber in der Niedersachsenliga große Duelle mit Bad Nenndorf, Hildesheim, Katlenburg und Brauschweig, wobei teilweise zwischen 300 bis1000 Zuschauer im Stackmann-Stadion dabei waren.

1961-1970: Erste internationale Begegnungen ab 1962

In den 60er Jahren streckte der VfL dank Hermann Rottmann auch seine Fühler international aus. Erster Höhepunkt war das Gastspiel der argentinischen Nationalmannschaft in Wittingen im Jahre 1962. Im Januar 1966 gab es jedoch den absoluten Knaller, denn Weltmeister Rumänien gastierte in Wittingen. Die Halle wurde mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten bestückt, die bis ins Spielfeld ragten. Die Kletterwände und Fensterbänke dienten als gute Sichtplätze. Gegen Spieler wie Moser, Gruia, Ivanescu, Redl und Popescu bot der VfL eine Glanzleistung und unterlag lediglich mit 11:26. Weitere Gäste in Wittingen kamen in den folgenden Jahren aus Göteborg, Aarhus, Odense sowie aus Colombes-Paris, Prag, Kosice, Zagreb, Kaunas und Gdansk, um nur einige zu nennen.

Die Oberligasaison 1962/63 sollte die erfolgreichste in der Vereinsgeschichte werden. Durch hervorragende Leistungen lag der VfL kurz vor Saisonende auf dem vierten Rang und hatte namhafte Teams hinter sich gelassen. Daran hatte auch der 17jährige Nachwuchsspieler Hans-Jürgen Speckhahn großen Anteil. Die erteilte Spielberechtigung für Herrenteams passte den Vereinen Polizei Hildesheim und Eintracht Braunschweig nicht und sie legten Protest gegen die Spielberechtigung von Speckhahn ein. Das Verbandsschiedsgericht gab den Klageführern Recht und so wäre der VfL abgestiegen. Doch der Einspruch der Wittinger vor dem Bundesschiedsgericht hatte Erfolg und die Spielberechtigung wurde für rechtens erklärt. So wurde es 1963 der bis dahin höchste Erfolg eines Wittinger Teams in der Oberliga, die damals noch die höchste Spielklasse war.

 

Fritz Schillmann 1964 zur Weltmeisterschaft

Eng verbunden mit den Erfolgen war Fritz Schillmann, der 1964 zum Nationalspieler berufen wurde und in der damaligen CSSR bei der Weltmeisterschaft mit dem deutschen Team den vierten Rang belegte. Fritz Schillmann wechselt dann einige Jahre in die Bundesliga zu GW Dankersen und erreichte mit dem Team von Herbert Lübking große Erfolge auf dem Großfeld und in der Halle. Nach der Rückkehr stieg Fritz Schillmann als Spielertrainer beim VfL ein und das Team schaffte sofort den Wiederaufstieg in die Oberliga.  

Endlich war es dann soweit: Der Bau der neuen Sporthalle wurde 1970 fertig gestellt. Zur Einweihung hatte sich der VfL das Bundesligateam des VfL Bad Schwartau eingeladen. Die Gäste mit den Nationalspielern Wolfgang Braun, Michael Dogs und Uli Kleinstoll fühlten sich in Wittingen sehr wohl, das wurde beim Abendessen deutlich. Im Gästebuch schrieb Trainer Willi Bull: „In Wittingen spielen gerne wir, denn nachher gibt es Bier, Bier, Bier! Das stärkt unsere Freundschaft hier.“

Den größten Erfolg einer Jugendmannschaft landete die MA 1961, als sie die Vizemeisterschaft holte und als Niedersachsenbestmannschaft ausgezeichnet wurde.              

 

Erste Auslandsfahrt der Jugend 1963

Eine Erfolgsgeschichte sollten auch die Auslandsfahrten der Handballjugend mit den ersten Besuch eines großen internationalen Turniers 1963 im schwedischen Norrköping werden. Ziele waren in den weiteren Jahren Randers, Aarhus, Kopenhagen, Göteborg, Stockholm, Malmö, Karlskrona, Ystadt, Oslo, Bergen, Kristiansand, Pancevo und Krems.    

1971 – 1980: Bundesligisten in Wittingen zu Gast

Zu Beginn der 70er Jahre etablierten sich die Wittinger  Herren in der Oberliga Niedersachsen

und auch die Frauen fuhren Erfolge in der Bezirksliga ein und schafften den Sprung ins Oberhaus. Ein Höhepunkt war 1971 das Gastspiel des TuS Nettelstedt mit den Nationalspielern Herbert Lübking, Erwin Heuer und Jürgen Glombeck.

Leider stellte sich bald heraus, dass die Zuschauertribüne nicht ausreichende Sicht bot. So machten sich fleißige Helfer daran, die Tribüne im Sommer 1974 umzubauen, damit für alle Zuschauer eine gute Sicht vorhanden war. Zur Einweihung kam wieder der VfL Bad Schwartau, der nicht lange gebeten werden brauchte. Schwartau war inzwischen Spitzenteam in der Bundesliga mit den Nationalspielern Michael Dogs, Wolfgang Braun, Bernd Heiden, Peter Görtz, Klaus Lange und Thomas Kluth.

Jugendturnier startet in Wittingen 1977

Im Jahre 1977 startete erstmals das große Wittinger Handball Jugendturnier. In drei Jahren Vorbereitungszeit hatten Klaus Metzner und Manfred Hallmann mit dem Vorstand den Plan in die Tat umgesetzt, und es sollte eine weitere Erfolgsgeschichte der Handballabteilung werden. 33 Turniere richteten die Wittinger bis 2009 im Sportzentrum aus. So waren teilweise bis zu 200 Mannschaften in Wittingen zu Gast, die in der Schule und den Sporthallen untergebracht wurden. Bereits zum zweiten Turnier 1978 kamen namhafte Vereine wie Grün-Weiß Dankersen, VfL Bad Schwartau, VfL Hameln und TSV Tempelhof-Mariendorf. Außerdem gab das schwedische Team aus Ystadt IF dem Turnier einen internationalen Anstrich. Ein Jahr später waren mit Stadion Kopenhagen, Holte IF und Saga Kopenhagen schon drei Vereine aus Dänemark dabei. 1979 gastierte das Spitzenteam aus Sarajewo beim VfL. Bundesligist Grün-Weiß Dankersen mit Weltmeister Rainer Niemeyer sowie den Nationalspielern Gerald Becker, Frank Harting und Thomas Berg, betreut von Coach Horst Bredemeier.